Grundlagen und Anwendungen der Festhalte-Therapie
Liebe heilt, denn sie ist die Kraft, die den anderen mit seinen seelischen Wunden in Verbindung bringt. Liebe heilt, denn sie gibt die Kraft, die man braucht, um die seelischen Schmerzen verarbeiten zu können.
Schlimm ist nicht grundsätzlich, dass uns in unserer Kindheit Leid widerfährt. Schlimm ist aber, dass Kinder in unserer Welt mit ihrem Leid vollkommen alleine dastehen. Es ist kein Erwachsener da, der wie ein Kind fühlt und spürt. Deshalb ist keiner da, der wirklich versteht. Es ist deshalb auch keiner da, der Zeit hat und hinhört, der Hilfe und Rat hat. Es ist keiner da, der Kindern wirklich gibt was sie brauchen.
So bleibt Kinder oftmals nur die Verdrängung, denn ohne den Beistand und Halt eines Erwachsenen werden die Kinder mit ihrem Schmerz nicht fertig. Kinder, die niemanden auf ihrer Seite haben, müssen viel verdrängen. Wer so viel verdrängen muss, wird krank und dieses Kranksein bleibt in der Psyche bestehen bis ins Erwachsene Alter oder leider manchmal bis in den Tod.
«Prekops – Festhalten» zeigt Eltern, wie sie ihren Kindern (noch im Kindesalter) helfen können, sich von ihren inneren, angestauten Schmerzen zu befreien. In dem Eltern ihre Kinder fest in den Armen halten. Sie geben so ihren Kindern den Halt, den sie brauchen, um all dem, was in ihnen drin so sehr schmerzt, endlich den befreienden Ausdruck geben zu können:
«Endlich weinen und den quälenden Einsamkeitsschmerz, die Traurigkeit und Sehnsucht auflösen. Endlich schreien und brüllen und die scheußliche Angst, die Wut, den Hass und all den Frust loswerden.»
In «Hättest du mich festgehalten» gibt Jirina Prekop einen umfassenden Einblick in die sogenannte Festhalte-Therapie für Eltern, Erwachsene und Therapeuten auf dem Weg mit Herz.
Wer ist Jirina Prekop:
Jirina Prekop verließ nach dem Studium der Psychologie, Philosophie und Pädagogik 1970 die Tschechoslowakei und ließ sich in der Bundesrepublik Deutschland nieder. Sie war als Psychologin im Olgahospital in Stuttgart tätig. 1981 übernahm sie von der US-amerikanischen Psychologin Martha Welch die Grundsätze der Festhaltetherapie. Diese diente damals zur Heilung von Autismus. Sie entwickelte sie, unter Einbeziehung des „systemischen Ansatzes“ von Bert Hellinger, sie zur „Festhaltetherapie nach Prekop“ weiter. Daneben veröffentlichte sie mehrere Erziehungsratgeber und unterstützte den familienpolitisch christlich-konservativen Interessenverband Familiennetzwerk. Dieser engagierte sich vornehmlich gegen außerfamiliäre Kinderbetreuung. Jirina Prekop lebte zeitweise in Lindau und zuletzt in Prag.
Buchkritiker meinen:
Der therapeutische Ansatz Prekops sei pseudowissenschaftlich. Die Therapie basiere auf der Annahme, Autismus werde durch eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung verursacht. Damit steht dieser Ansatz in einer Erklärungstradition, die von Bruno Bettelheim und Nikolaas Tinbergen begründet wurde. Viele Eltern von autistischen Kindern empfanden Schuldgefühle aufgrund der Entwicklung der Kinder und wurden von Psychologen, die in Erziehungsfehlern von „Kühlschrankmüttern“ die Ursache des Autismus sahen, in ihren Schuldgefühlen bestätigt. Eine Therapieform, die die Heilung unter aktiver Mitwirkung der Mütter versprach, führte bei einigen Müttern zu der Hoffnung, dass vermeintlich begangene Fehlverhalten wiedergutzumachen. Dass die autistischen Kinder sich hierbei massiv wehrten, wurde dabei in Kauf genommen. Ziel der Vorgehensweise war, den Willen des autistischen Kindes zu brechen. Seit langer Zeit wird als Ursache für Autismus hauptsächlich eine genetische Disposition gesehen, sodass der tiefenpsychologische Ansatz in der Schulmedizin als falsch gilt. Autistische oder verhaltensauffällige Menschen, die dieser Art der Therapie unterzogen wurden, berichten zum Teil von Traumatisierungserfahrungen.
Es gibt Gott sei Dank auch die andere Seite zu lesen, bei der berichtet wird, dass die Festhaltetherapie essenziell war für die Weiterentwicklung des Kindes in seiner eigenen Welt und der Familiendynamik. Aggressionen und rebellierendes Verhalten konnten so, mit Liebe aufgelöst und transformiert werden. Man hält so lange bis das Kind über ‘’den Berg’’ ist und die Nähe sowie den Trost einfordert. Es soll dabei jedoch nie zu Kämpfen kommen und auch kein Zwang entstehen. Es ist somit eine sehr individuelle Sache, um mit sehr viel Fingerspitzengefühl herauszufinden, ob, wann und wie intensive diese Form für das Kind/Jugendliche (Erwachsenen :-)) das Richtige ist.
Meine persönliche Meinung:
Wie sieht bedingungslose Liebe aus?
Diese Frage wird wohl jede Person anders beschreiben.
Wie fühlt sich Liebe an?
Auch diese Frage werden viele Personen unterschiedlich beantworten.
Als erstes gilt es zu erkennen, dass es verschiedene Arten von Liebe gibt. Zum Beispiel die Liebe von Eltern, die von Geschwistern, die von Verwandten. Dann gibt es romantische Liebe zwischen zwei Menschen. Dann gibt es die freundschaftliche/kameradschaftliche Liebe zu Freunden, zu Bekannten und zu Arbeitskollegen.
Liebe heisst annehmen, unterstützen, da sein, in der Kraft sein. Allerdings ist Liebe nicht echt oder nahrhaft für die Seele, wenn sie nur gegeben wird, in Erwartung diese zurück zu erhalten. Liebe ist am schönsten und am nahrhaftesten wenn sie von beiden Parteien im gleichen Mass gegeben und genommen wird. In diesem Raum, kann Liebe transformieren und heilen. Oft passiert es Menschen im Erwachsenenalter, dass alte Traumata hochkommen und es grosse Mühe bereitet diese richtig zu erkennen und zu fühlen. So kann es sein, dass wir unsere Eltern solange nach äffen, bis uns schmerzlich auffällt, dass wir ihre Fehler, Muster und Prägungen übernommen haben und diese auch tun.
Verletzte Kinder werden verletzte Erwachsene. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Doch dieser Spruch aus dem Volksmund ist etwas deprimierend und kann ich keinesfalls bejahen. Von meiner Seite spreche ich mich bewusst für das Festhalten als Therapieform aus. Ich kann Sie nur motivieren, dabei wirklich mit allen Sinnen beim Festzuhaltenden zu sein, wahrlich rein zu fühlen und sich damit voller Liebe, Geborgenheit und Sicherheit, den schönen aber auch den unangenehmen, schmerzenden und verletzten Gefühlen zu stellen.
Folgende Bücher von Jirina Prekop sind erschienen:
- Der kleine Tyrann, 1988, ISBN 3-466-34198-1
- Hättest du mich festgehalten. Grundlagen und Anwendung der Festhalte-Therapie, 1989, ISBN 978-344-216-1997
- Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen. Ein Elternbuch, mit Christel Schweizer 1990, ISBN 3-466-30305-2
- Unruhige Kinder, 1993, ISBN 3-466-30351-6
- Schlaf Kindlein – verflixt nochmal!, 1996, 9. Auflage 2004, ISBN 3-466-30675-2
- Wenn ihr wüsstet, wie ich euch liebe. Wie schwierigen Kindern durch Familien-Stellen und Festhalten geholfen werden kann, mit Bert Hellinger, 1998, ISBN 3-466-30470-9
- Erstgeborene – über eine besondere Geschwisterposition, 2000, ISBN 3-466-30529-2
- Ich halte dich fest, damit du frei wirst. Die Festhaltetherapie: Grundlagen, Anwendungen und Weiterentwicklungen, 2008, ISBN 978-3466308125