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Ich klicke mich durchs Internet. Auf der Suche nach Shades of Grey, die berühmte Erotikgeschichte, die vor ein paar Jahren einige Rekorde knackte aber an mir vorbei ging. Ich klicke mich von Zitaten à la „Ich mag meine Frauen in Röcken. Ich mag es, direkten Zugriff zu haben“, zu Leseproben, die das Sexleben eines reichen und abgehobenen Mannes mit einer süßen, naiven Studentin beschreiben und drum herum ein wenig vergangener Glamourhype … Hmmm…

Irgendwie macht mich das nicht an. Im Gegenteil umso länger ich die Kostproben von Shades of Grey studiere, desto mehr wächst in mir ein Gefühl der Leere. Sex, Fesseln, Leiden, Stöhnen, Missbilligungen und wieder Intimität, Leiden, Sex, Jammern, Orgasmen und nochmal Fesseln, Zwang, Orgasmus, Leiden und nochmal … und das als drei Werke lange Ausführung in biblischer Größe! Und wie sie so ungeniert die Bücher verschlangen und in die Kinos strömten. Auf einmal gab es da etwas Größeres als die Scham sich in seiner Sexualität zu zeigen, etwas was vor allem dem weiblichen Herz leben einhauchte. Aber was genau macht denn niedergeschriebene Fantasien so attraktiv? Ist es also „das Eine“ was alle wollen? Heißt das, dass wir Frauen immer noch von einem unerreichbaren Millionär beherrscht werden wollen?

Dominiert von PartnerIn und/oder Porno

Wirft man einen Blick in die Welt der Sexvideos, stellt man im ersten Moment fest sie sind genauso einfach und praktisch. Eine schnelle Fantasie, vom Gedanken auf den Bildschirm und der Trieb der Sexualität ist gestillt. Es ist so schön unkompliziert, dass man glauben könnte DIE Lösung gefunden zu haben für viele soziale Schwierigkeiten. Wenn aber die Frau ihr Shades of Grey Buch mehr verehrt als ihren Partner und der Mann sein Schmuddelfilmchen mit mehr Hingebung beäugt als seine Partnerin, stellt man fest dass die Rechnung nicht ganz gesund sein kann bzw. nicht aufgeht.

Erweitert man den Horizont der Rechnung, um den Wunsch nach Hingabe, Flucht vor Angst und Druck, (Ur)Schmerz und Unwissenheit scheint das Kopfkino als einen Ort der Zuflucht und damit als Ausdruck von etwas Unausgeglichenem und Ungeheilten. Das ist nichts ungewöhnliches weil sexueller Kontakt etwas sehr intimes ist und man sich oft nicht bewusst ist welche Tiefen es erreichen und berühren kann.

Der Wunsch erkannt zu werden, sich ganz zu Offenbaren und Hinzugeben ist so immens, dass es Abermillionen Menschen täglich zu pornösen Websiten, Sexbüchern und Prostituierten lenkt. Weil es im realen Kontakt nicht mehr möglich ist. Aber damit verrennt sich die sexuelle Energie im Kopf und findet den Zugang zum Herz gar nicht. Fantasien, egal ob von der Innen- oder Außenwelt kommend, vernebeln den sehenden Blick in die Welt und damit auch den in der Partnerschaft. Die individuelle Entwicklung und Auslebung von Intimität wird irritiert und keiner trägt mehr Verantwortung, jeder hockt in seinem Schneckenhaus. Kein Mann kann die feinen, göttlichen und zugleich tiefst sinnlichen und schönen Energien einer echten Frau spüren, wenn er sich immer wieder mit Pornos abschießt und keine Frau kommt in ihre Schönheit und Verantwortung wenn sie sich in ihre Fantasien flüchtet.

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Die Vorstellungen von Kontakt werden bestimmt von „es muss halt einfach funktionieren“, „der Typ im Porno hat schließlich auch einfach so einen Harten“ und „ihr gefällt es halt einfach“ oder „Mr. Grey weiß eben wie es funktioniert“. Aufbauende und entwickelnde Gedanken, wie ein gesunder und sehender Kontakt möglich ist, bleiben deswegen oft ganz außen vor. Es geht nicht mehr ums Fühlen, Hingeben und Offenbaren, es geht nur noch ums Machen und kommen. Auf einmal gibt es einen Weg den man gehen muss, mit einem Ziel was man zu erreichen hat, anstatt einfach zuhause zu sein und egal was oder wie man es tut, es sich einfach schön für beide anfühlt.

Schaut man in die Tiefen von Beziehungen ist festzustellen, dass Frauen oft sich selbst nicht kennen und damit keine Verantwortung für Körper, Seele und Geist übernehmen können, demzufolge für den Mann keinen ausgeglichenen, in sich ruhender Pol der ihn anweisen und lenken kann. Hinsichtlich der männlichen Seite ist auffällig, dass sie getrieben ist von nicht gelebten und unausgesprochenen Emotionen. Das Resultat sieht dann nach „hab dicke Eier“ und „jedes mal tust du …“ aus. Es gibt Menschen und Paare die schleifen solche tote Quellen bis zur golden Hochzeit und darüber hinaus. Die Flucht in die Sexfantasiewelt liegt deshalb nahe und wird als vorübergehende Lösung angesehen. Schlussendlich steht sie aber für die Sehnsucht erkannt zu werden in all den Träumen, Ängsten, Wünschen, Schmerzen, Bedürfnissen und Traumas. Oft widerspiegelt sich das in rohem, schmerzvollen Sex oder Fantasien.

Aber Schmerz ist keine Lösung, es ist eine Droge. Die Droge die einem zur Präsenz und damit zum fühlen verhilft. Schmerz nährt und vermehrt sich durch Wunden und Traumas. Befindet man sich einmal im Schmerz möchte man ihn verteilen, sich selbst oder es anderen zufügen. Der Wunsch nach Schmerz in einem sexuellen Kontakt ist nicht selten ein Indikator von Strafen, welche man sich selbst zu fügen möchte oder erlebt hat. Er kommt also Hand in Hand mit mangelnder Selbstliebe und Bewusstsein. Sei es das kollektive Kriegstrauma von Missbrauch, Überleben und Gottesglaube, Hexenverbrennung oder die heutige Sexualisierung, persönliche Erfahrungen wie Abtreibung, Erziehung oder Tabus und manchmal ist es auch die Angst vor dem Frigide sein die einem erlaubt sich Schmerz zufügen zu lassen.

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Wer nicht auf seinen Körper hören möchte, muss fühlen. Desto stärker die inneren Wände umso immenser muss der Schmerz sein damit man endlich etwas fühlt. Das Problem mit Schmerz, Medikamenten und anderen Drogen ist, dass die Dosis, solange wir am Leben sind, unendlich ist. Der Schmerz wird berührt aber nicht begriffen, da ist etwas was uns anzieht, was wir irgendwoher kennen. Die Zeit der weiblichen Unterdrückung, die Zeit als der Mann sich von seiner Quelle abschnitt, ist nicht spurlos an uns vorbei gegangen und wir haben heute den Beginn von Wissen und den Anfang vom Verständnis wie wichtig Heilung ist und wie sie aussehen kann. Und das ist das, was Shades of Grey so attraktiv macht, vor allem Frauen in einen Teufelskreis der Berührung aber nicht der Heilung schickt.

Wenn wir Frieden in der Welt schaffen wollen, müssen wir unsere eigene Mikrowelt heilen. Solange wir nicht in der kleinsten gemeinsamen Einheit Ehrlich, Vertrauensvoll und Respektvoll sein können, wird uns das auch nicht im Außen gelingen. Solange wir uns selbst in den Augen anderen nicht sehen können sind wir auf der Flucht.
Gesunder Sex funktioniert nur im Vertrauen, mit Verantwortung und in voller Präsenz. Wir können keinen neuen Sex kreieren in einem alten Leben. Wir müssen loslassen von den Kriegs- und Fluchtspielchen und uns dem Erkennenden und Liebenden hingeben. Und wir dürfen verstehen dass wir jeden Tag die Möglichkeit haben die Vergangenheit loszulassen und Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.

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